Sprung ins Profigeschäft ist keine Utopie
Die Bremer Basketball Talente Enno Maaß, Jerry Ndhine und Till Wagenfeld (vorn von links) wurden für das Nationalteam nominiert. Im Hintergrund ihr Mentor Dejan Stojanovski. (Christian Markwort)
Basketball-Talente Till Wagenfeld, Enno Maaß und Jerry Ndhine für die Jugend-Nationalmannschaft nominiert
Während Stojanovski diese lobenden Worte ausspricht, beobachtet er in der Spothalle an der Erlenstraße in der Bremer Neustadt, wie sich Till Wagenfeld (14), Enno Maaß (14) und Jerry Ndhine (15) vor einem Punktspiel der U-16-Mannschaft der Weser Baskets aufwärmen.
Die drei talentierten Nachwuchsbasketballer stehen allerdings nicht nur bei Dejan Stojanovski hoch im Kurs – auch Alan Ibrahimagic, Bundestrainer der U-16-Nationalmannschaft und Kay Blümel, Chefcoach der U-15-Nationalmannschaft, haben das Bremer Trio bereits auf dem Zettel und Jerry Ndhine auch schon zu einem Nominierungslehrgang der U16-Junioren im Olympia-Stützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg (14. bis 17. Dezember) eingeladen. Till Wagenfeld steht zudem in der engeren Auswahl und Enno Maaß hat sich sogar schon eine Einladung in den erweiterten National-Kader der U-15-Junioren erspielt.
Der 15-jährige Small Forward Ndhine spielt erst seit knapp zwei Jahren überhaupt Basketball, eher durch Zufall wechselte er vom Fußballplatz und der Leichtathletikarena in die Basketball-Halle. „Mein zwei Jahre älterer Bruder Eugene hat mich einfach mal mit in den Sportgarten genommen“, zeichnet der talentierte Sportler seinen bisherigen Werdegang nach.
In der Pauliner Marsch sei schließlich zu einem Sinneswandel gekommen, allein schon der familieninterne Konkurrenzkampf mit seinem Bruder habe Jerry Ndhine enorm beflügelt. „Er sagt, er sei der Bessere“, meint der Schüler grinsend, „und ich bin davon überzeugt, dass ich besser bin.“ Derzeit spielt Jerry in der U-18 der Weser Baskets und absolviert für die Eisbären Bremerhaven Spiele in der JBBL. „Jerry erzielte bereits bei seinen ersten Einsätzen in der Jugend-Bezirksliga nicht selten mehr als 50 Punkte“, erklärt „Entdecker“ Dejan Stojanovski, „er ist schnell und setzt seinen kräftigen Körper überragend ein.“
Den 14-jährigen Till Wagenfeld beobachtete Dejan Stojanovski während einer Basketball-AG an der KGS Leeste ebenfalls sehr intensiv. „ Es ist nicht nur seine Körpergröße von 1,97 Metern oder seine Armspannlänge von mehr als zwei Metern“, erläutert Stojanovski, „sondern auch sein Feingefühl und seine Persönlichkeit, die mich beeindrucken.“ Der kräftige Power Forward habe auch den nötigen „Touch“, sein Wurf sei für seine Größe „schon sehr gut“. Außerdem sei sein Gewicht von knapp 90 Kilogramm ebenfalls ein starkes Argument: „Till ist eine Kraftmaschine, wenn er zum Ball geht, prallen andere an ihm ab“, verdeutlicht Stojanovski. Der Akademieleiter ist sicher, dass Wagenfeld auf dem Weg sei, „ein moderner Basketballer wie Dirk Nowitzki zu werden, der nicht nur sehr gut werfen, sondern auch gut dribbeln kann“. Dafür müsse das hoffnungsvolle Nachwuchstalent allerdings noch an seinem „Ball-Handling“ arbeiten und lernen, noch konsequenter zum Korb zu ziehen. Auch Wagenfeld kehrte dem Fußball den Rücken, „weil es beim Basketball nicht so langweilig ist und der Team-Spirit dort deutlich ausgeprägter ist“, erklärt er seinen Wechsel.
Mittlerweile hatte der junge Weyher bereits seine ersten Einsätze in der Jugendbundesliga (JBBL) für die Eisbären Bremerhaven und wusste dort zu begeistern. Damit er noch schneller wird, hatte ihn Stojanovski sogar zu einem speziellen Leichtathletik-Coach geschickt, allerdings kollidierte dieses Zusatztraining mit privaten Verpflichtungen des Jungen: „Es liegt in der Zeit des Konfirmationsunterrichts“, sagt Till, „der ebenso wichtig ist, wie auch die Schule.“ Aber er finde schon genügend Zeit, um seinen Traum von der NBA eines Tages zu verwirklichen, versichert er.
Das hoffnungsvolle Bremer Nachwuchs-Trio komplettiert der 14-jährige Enno Maaß, auf den Dejan Stojanovski früh beim TSV lesum-Burgdamm aufmerksam wurde. „Sein Vater Werner hat mich in Lesum trainiert und gefördert“, gewährt der Leiter der Basketball-Akademie Bremen-Süd einen Einblick in seinen eigenen Werdegang. Mit 13 Jahren holte Stojanovski den wieselflinken Point Guard ins Nachwuchsteam der Weser Baskets und schickt ihn seitdem auch für die Eisbären Bremerhaven in der JBBL auf die Platte. Der Achtklässler spielt seit mittlerweile drei Jahren Basketball und ihn zeichne nach Ansicht seines Förderers „eine überragend gute Spielübersicht und ein starkes Spielverständnis“ aus. Dass Enno Maaß mit seinem Talent hohe Erwartungen weckt, schreckt den fleißigen Schüler und lernbereiten Sportler aber nicht – im Gegenteil: „Das ist eine Auszeichnung für mich“, versichert Enno, „es ist eine große Ehre, dass so viele Menschen so große Stücke auf mich halten.“
Der Erfolg hängt aber von mehreren Faktoren ab, weiß Stojanovski, der für die Eisbären Bremerhaven in der Vergangenheit bereits zahlreiche Schulprojekte in Bremen und dem näheren Umland etabliert hat. Ein ganz wesentlicher Faktor sei dabei der Trainingsfleiß, konstatiert Stojanovski, ein weiterer sei die bedingungslose Disziplin. „Die Jungs müssen dem Sport schon einiges unterordnen“, gibt der Coach die Richtung vor, sollte es mit einer Profikarriere klappen. Und eben diese Tugenden bringen die drei derzeit vermutlich besten Nachwuchsbasketballer Bremens mit.
„Ich will mich unbedingt weiterentwickeln und so viel Erfahrung sammeln wie möglich“, versichert Enno Maaß – und fällt mit diesen Worten genau in den Tenor seiner beiden Vereinskameraden ein, die ebenfalls an die Spitze im deutschen, aber besonders im internationalen Basketball gelangen möchten. Aber alle drei zeichnet auch ein wesentliches Merkmal aus, das im Sport allgemein hilfreich ist, um es ganz nach oben schaffen zu können: Der neutrale Beobachter merkt ihnen allen an, dass sie es ernst meinen und ernst nehmen und trotz ihrer jungen Jahre und des bereits Erreichten immer die Bodenhaftung behalten. „So viel habe ich noch gar nicht erreicht“, tritt Enno Maaß so denn auch direkt auf die Euphoriebremse, „ich muss noch sehr viel und hart an mir arbeiten, damit ich in sechs Jahren so hoch wie nur möglich spielen kann.“
Ob Enno dann gemeinsam mit seinen beiden Mitspielern auf dem Sprung in den Kreis der nationalen Elite steht, bleibt abzuwarten – unmöglich erscheint es derzeit aber nicht. Sicher ist allerdings in jedem Fall, dass aus dem Jugendkader der Weser Baskets gleich drei talentierte Nachwuchs-Basketballer für einen strahlenden Lichtblick in der Basketball-Diaspora Bremen sorgen – was für ein gutes Auge und viel Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen rund um Dejan Stojanovski spricht. Drei Nationalspieler in einem Verein sind deutschlandweit sehr selten – und gerade das verdeutlicht die hohe Qualität im Jugendbereich der Weser Baskets.